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Zum Einfluss eines Gemeinsamen Feindes auf Dekategorisierung in der Personenwahrnehmung
Wenig eint Menschen so sehr wie ein gemeinsamer Feind. Nicht umsonst ist er ein häufiger rhetorischer Kniff in politischen Reden und Kampagnen („Der islamistische Terror ist unser gemeinsamer Feind“, Angela Merkel, 3.11.2020, in Reaktion auf das Attentat in Wien).
Seit Muzafer Sherif den Begriff „gemeinsamer Feind“ in den 50er Jahren prägte, hat sich sozialpsychologische Forschung immer wieder mit diesem Phänomen beschäftigt. Eine experimentell induzierte gemeinsame Bedrohung führt demnach zu weniger Vorurteilen zwischen Gruppen (Sherif & Sherif, 1953; Feshbach & Singer, 1957; Adachi et al., 2015).
Eine gemeinsame Bedrohung wirkt sich jedoch nicht nur auf Vorurteile aus, sondern verringert bereits auf der vorgelagerten Ebene der sozialen Kategorisierung die Wahrnehmung von Menschen als Kategoriezugehörige wie „Deutsche/r“, „Türk*in“, „Mann“, „Frau“ etc. (Flade et al., 2019).
In diesem Projekt untersuche ich nun, woran das liegen könnte: Rücken Menschen unterschiedlicher Kategoriezugehörigkeit in unserer Wahrnehmung zusammen, weil sie angesichts des gemeinsamen Feindes viel ähnlicher wirken? Oder weil tradierte Stereotype angesichts eines gemeinsamen Feindes weniger wichtig werden? Oder aber, weil „der Feind meines Feindes mein Freund ist“?