»Neue Menschen« schaffen und werden

Baťa produzierte preiswerte Schuhe und neue Menschen.

Zahlreiche Menschen strömen in das Gelände der Bat´a Fabrik mit mehreren unterschiedlichen Gebäuden. Postkarte aus den 1930ern.
Hlavní brána závodů Baťa Zlin. Der Haupteingang zu den Fabriken der Firma Bat´a, 1930er, Postkarte veröffentlicht durch Grafo Cuda Holica.

Rationalisierung, Subjektivierung und Materialität in Bat´as Industriestadt Zlín (1920-1950)

Das tschechoslowakische Schuhunternehmen errichtete nach dem Ersten Weltkrieg in Zlín einen hochmodernen rationalisierten Betrieb und etablierte ein einzigartiges privatwirtschaftliches Sozialexperiment. Aus ungelernten Arbeiter:innen sollten leistungsfähige und loyale Beschäftigte werden, deren Leben sich von dem anderer Menschen grundsätzlich unterschied.

Wer konnte bei Baťa arbeiten? Wie wurden diese Menschen ausgebildet? Und wie wurde ihre Leistung bewertet? Diesen und weiteren Fragen der Humandifferenzierung geht das Projekt nach und zeigt, wie aus der Suche nach leistungsfähigen Mitarbeiter:innen das Projekt einer scharf nach außen abgegrenzten, im Inneren überwachten und stark konditionierten Gemeinschaft wurde.

Vorort in der Stadt Bat´a. die Postkarte aus den 1930ern zeigt eine Siedlung mit zahlreichen identischen, schmucklosen Häusern, die jeweils für mehrere Familien ausgelegt sind und einen großen Garten haben.
Baťově čtvrť Bata - Vorort nach dem Bau in den frühen 1930er Jahren (Postkarte)

Als privatwirtschaftliches Sozialexperiment steht Baťa für die „entfernte Verwandtschaft“ von Sozialplanung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwischen Demokratie und Diktatur. Zlín wurde zu einer modernistischen, weltweit beachteten Fabrikstadt. Baťas Sozialexperiment überdauerte politische Strukturbrüche und die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg und sollte auch noch den Staatssozialismus beeinflussen.