Dr. Theresa Schweden
Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Humangrenzen und Infrastrukturen
Ich habe an der JGU Mainz Germanistik und Anglistik studiert, wobei Namen und Personenbezeichnungen schnell in den Fokus meines Forschungsinteresses rückten. Nach dem Studium arbeitete ich an der Universität Münster in einem DFG-Projekt zur Variation in der Abfolge von Ruf- und Familienname in deutschen Dialekten (der Müller Peter vs. Peter Müller). Hier lernte ich nicht nur ethnomethodologische Methoden und die Arbeit im Feld kennen, sondern entwickelte auch ein Interesse für die Kategorisierung von Menschen durch Sprache. So befasst sich meine Dissertation „Personenreferenz im Dialekt“ mit verschiedenen Arten, im Dialekt und in der Standardsprache auf Personen zu referieren und durch Variation in den Referenzformen innerhalb der dörflichen Kommunikationsgemeinschaft Eigen- und Fremdgruppe sowie die persönliche Beziehung zu Referent:innen und Gesprächspartner:innen zu kategorisieren.
Nach meiner Promotion arbeitete ich in Münster am Lehrstuhl für historische Sprachwissenschaft ebenfalls zu Themen, bei denen Humandifferenzierung eine zentrale Rolle spielt, so zum Beispiel zu Personennamen als Marker für Ethnizität und zur Diskriminierung auf der Basis von Namen auf dem Wohnungsmarkt oder zu Hundenamentrends als Indikator für das Aufweichen der Tier-Mensch-Grenze. So kam ich schließlich zum SFB Humandifferenzierung, wo ich nun zum Thema „Sprache und Behinderung“ arbeite. Dabei interessiert mich, ob die sprachliche Verhandlung von körperlicher Behinderung sich im Laufe der Zeit (insbesondere im 20. Jahrhundert) verändert hat und in welchen Situationen eine körperliche Beeinträchtigung überhaupt als Behinderung versprachlicht wird, in welchen dagegen nicht (doing vs. not doing), und ob der sprachliche Diskurs in Zeitungen und im Internet in Richtung eines sprachlichen Undoing Disability geht. Dabei untersuche ich verschiedene sprachliche Ebenen, von Wortbildung und Grammatik über lexikalische Kategorien bis hin zu Diskursen.