Un/doing Cannibalism
Kannibalistische Rollenspielpraktiken in Fallout 76
Die US-amerikanische Digital-Rollenspielreihe Fallout zeichnet sich seit den späten 1990er-Jahren nicht nur durch die Popularität und den ökonomischen Erfolg ihrer bisher fünfteiligen Hauptreihe sowie ihrer insgesamt fünf Serien-Ableger aus. Sie weist zudem tiefgreifende und komplexe Erzählungen auf, bildet moralische Dilemmata ab, stellt alternative Geschichtsverläufe dar und lässt Spieler_innen umfangreiche postapokalyptische Szenarien erforschen.
Der vorliegende Forschungssammelband bietet die Möglichkeit, diese Narrative sowie auch ihre Spielmechaniken und Ästhetiken umfassend zu analysieren und – weiter ausgreifend – ihre Auswirkungen auf die Spielerfahrung zu verstehen. Die Beiträge nähern sich thematisch bewusst breit aufgestellt der Fallout-Reihe an und lassen sich etablierten Analysezugängen aus den Medienwissenschaften zuordnen: einer Produktions-, Produkt- und Rezeptionsanalyse. Die insgesamt 22 Autor_innen sind ausgewiesene Digitalspiel- und Fallout-Expert_innen und durchdringen mit ihren unterschiedlichen Perspektiven die komplexe, transmediale Materie, welche dieses Franchise über die Jahre hinweg entstehen hat lassen.
Dieser Band ist die erste deutschsprachige digitalspielwissenschaftliche Einordnung der Fallout-Serie und stellt den überfälligen und vielversprechenden Auftakt zu einer fachlichen Beschäftigung dar.
Thiel-Woznica, Marcel/Günther, Christian/Cremer, Nadine (2024): Un/doing Cannibalism – kannibalistische Rollenspielpraktiken in Fallout 76. In: Arno Görgen und Rudolf Thomas Inderst (Hrsg.). Old World Blues. Fallout und das Spiel mit der Postapokalypse. S. 351-382. Marburg: Büchner Verlag.