Rassifizierende Humandifferenzierung. Ein Plädoyer für spezifizierende Vergleiche statt ethno–zentrischer Subsumtion

Stefan Hirschauer | Matthias Krings

Loic Wacquant ist zuzustimmen, dass „Rassen“ für die Soziologie nur eine ethnosoziologische Kategorie einer rassifizierenden Praxis sein können und dass international gebräuchliche Begriffe von Race implizit auf einem ethnozentrischen Begriff der US-Gesellschaft beruhen. Dort wird Race freilich auch von den Dominierten substanzialisiert und essenzialisiert.

Für den konzeptuellen Rassismus ist eine Reifikationsallianz sozialer Bewegungen und kritischer Soziologie verantwortlich. Eine große Schwäche der Agenda Wacquants liegt darin, dass seine Subsumtion von Race unter einen vagen Begriff von Ethnizität diesen ethno–zentrisch überdehnt. Sie macht es unmöglich zu bestimmen, was allgemein und was spezifisch ist an Race. Stattdessen braucht es spezifizierende Vergleiche von Formen der Humandifferenzierung: Race, Ethnizität, Konfession, Sprache und Staatsbürgerschaft sollten erstens analytisch klar separiert werden, bevor man zweitens darangeht, im Vergleich mit weiteren Unterscheidungen (wie Geschlecht, Klasse, Alter, Disability) ihre Familienähnlichkeiten zu bestimmen, und drittens ihre empirischen Interferenzen mit anderen Unterscheidungen untersucht.

Hirschauer, Stefan; Krings Matthias 2024: Rassifizierende Humandifferenzierung. Ein Plädoyer für spezifizierende Vergleiche statt ethno-zentrischer Subsumtion. In: Berliner Journal für Soziologie 2/14.