›La société en miniature‹: Queuing at Theatres and Railway Stations in Nineteenth-Century Paris

Tom Ullrich

Im Paris der Mitte des 19. Jahrhunderts waren Theater und Bahnhöfe zu beliebten Orten für die städtische Bevölkerung geworden, die sie für Freizeit- oder Reiseaktivitäten aufsuchten. Während Personenströme innerhalb beider Architekturen streng nach ökonomischem und sozialem Status separiert wurden, entwickelten sich die gemischten Warteschlangen draußen vor den Eingängen als lebendige Begegnungsräume. Der Artikel untersucht, wie das Warten zu einem alltäglichen Spektakel wurde, das die damals entstehende Massengesellschaft repräsentierte. Architekt:innen und Behörden legten funktionale Vorschriften für die Organisation von Warteschlangen fest. Das Publikum entwickelte seinerseits diverse Gewohnheiten des kollektiven Wartens. Künstler:innen stellten sie in Gemälden, Karikaturen und panoramtischer Literatur dar. Alle drei Altersgruppen trugen zum Phänomen der Wartenschlangen bei, indem sie Stereotypen in Bezug auf Klasse, Geschlecht, Beruf und Bräuche schufen.

Ullrich, Tom (2025): »›La société en miniature‹: Queuing at Theatres and Railway Stations in Nineteenth-Century Paris«, in: Dix-Neuf. Journal of the Society of Dix-Neuviémistes 29(3), S. 1-19.