Autovideographie. Zur Analyse digitaler Spielpraktiken mit Hilfe von Multi-Kamera-Videos
Marcel Thiel-Woznica
Im Beitrag wird die Autovideographie als Lösung für das methodologische Problem der Aufhebung der Differenz zwischen Innen- und Außenperspektive (Venus 2012) vorgestellt. Aufgehoben wird diese Differenz im
Rahmen digitaler Spielpraktiken insofern, als sowohl die durch Interfaces hergestellte Außenperspektive (Beobachtung des Bildschirmgeschehens, Trennungvzwischen Spieler:innenkörper und Spielwelt) als auch die Innenperspektive (Perspektivenübernahme, emobied make-believe) zusammenlaufen. Die Autovideographie wird als Methode vorgestellt, die durch die Kombination von autoethnografischen und videographischen Anteilen sowohl die Innenperspektive als auch die Außenperspektive der Praxis nachvollziehbar macht. Durch die simultane Aufnahme 1) des Bildschirmgeschehens, 2) der Frontalperspektive auf den Spielenden und 3) der Draufsicht-Perspektive auf das materielle Arrangement wird ein sog. Multi-Kamera-Video generiert. Am Beispiel der Spielpraxis des Doppelsprungs aus dem Action-Rollenspiel Cyberpunk 2077 wird mithilfe der autoethnografischen Perspektive die Synchronisation zwischen Avatarkörper und Spieler:innen-Körper rekonstruiert.
Thiel-Woznica, Marcel (2025): Autovideografie. Zur Analyse digitaler Spielpraktiken mithilfe von Multi-Kamera-Videos. In: René Wilke und Hubert Knoblauch (Hrsg.): Videographie und Videoanalyse. Beiträge zur Erhebung, Analyse und Nutzung von Videodaten in der Qualitativen Forschung. S. 392-407. Beltz Juventa. ISBN: 9783779985259