Prof. Dr. Johannes Paulmann

Projektleiter | Humangrenzen und Infrastrukturen

Als Historiker Europas interessiere ich mich für die vielfältigen Formen und Praktiken gesellschaftlichen Zusammenlebens. Wie veränderten sich das gesellschaftliche Mit-. Gegen- und Nebeneinander im Laufe der Neuzeit? Welche Bedingungen gab es historisch für verschiedene Möglichkeiten, soziale Beziehungen zu gestalten? Wie wirken vergangene Vorstellungen des Zusammenlebens bis in die europäische Gegenwart in ihren globalen Bezügen? Vor allem Prozesse der Differenzierung und der Mobilität stellten Gesellschaften immer wieder vor Herausforderungen, indem sie soziale, kulturelle und politische Grenzen und Konflikte verstärkten, aber auch neue Verbindungen über innergesellschaftliche und äußere Grenzen hinweg ermöglichten. Mit diesen Vorgängen habe ich mich umfassend in meinem Buch Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube: Europa 1850 – 1914(C.H. Beck-Verlag 2019) beschäftigt.

Seit 2011 bin ich Direktor des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte (IEG) und Professor für Neuere Geschichte an der JGU. Das Forschungsprogramm des IEG stand von 2012 – 2023 unter dem Leitthema „Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit“. Aus der Koordination und in der Zusammenarbeit mit den internationalen Postdocs, die am Institut arbeiten, gewinne ich auch immer wieder Anregungen für meine eigenen Forschungen. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der JGU im SFB Humandifferenzierung liegt nicht nur thematisch nahe, sondern wirkt durch ihre vielseitige Interdisziplinarität auch auf das Programm des Leibniz-Instituts zurück.

Bevor ich nach Mainz kam, führte ich im Anschluss an das Studium in München und Leicester ein akademisches Wanderleben mit Stationen in Tübingen, London, München, Bremen und Mannheim. Gelegentliche Gastaufenthalte durfte ich in London, Oxford, Paris und Montréal genießen. In meine Forschungen bewegte ich mich thematisch von der britischen Sozialgeschichte über die Kulturgeschichte der europäischen Außenbeziehungen und der Monarchien zur Geschichte internationaler Beziehungen und Organisationen, zuletzt mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte der humanitären Hilfe.

Foto: Stephanie Füssenich