Prof. Dr. Damaris Nübling
Projektleiterin | Humangrenzen und Infrastrukturen
Zu meinen Forschungsschwerpunkte zählen Personennamen, die sehr viel Auskunft über die betreffenden Personen liefern bzw. zu Annahmen über sie einladen. Indem Vornamen Geschlecht markieren, spielen sie bspw. im Transitionsprozess transidenter Menschen eine herausragende Rolle. Außerdem lässt sich anhand der Struktur vergebener Vornamen im Zeitverlauf feststellen, dass ihr Klang (ihre phonologischen Geschlechtsunterschiede) in den letzten Jahrzehnten eine Annäherung erfahren hat: Der lautliche Abstand zwischen Mädchen- und Jungennamen ist so gering wie nie zuvor (vgl. Luca, Luna).
In meiner Forschung geht es auch um die Freilegung von Geschlechterordnungen in den Tiefen der deutschen Grammatik, z.B. über Genus (die Schwuchtel, das Weib), über Deklinationsklassen oder die Abfolge von Frau und Mann in sog. Binomialen (Paarformen) wie Bruder und Schwester, Mama und Papa. Auch die Häufigkeit der Diminution (Verkleinerung) von Personenbezeichnungen (Mädchen, Junge) und -namen (Bärbel, Anke) gibt Auskunft über dahinterstehende Geschlechterkonzepte.
Im SFB leite ich das Projekt C01 zur linguistischen Tier-Mensch-Grenze und das Konzeptforum 2 zu Ambiguität und Kombinatorik. Die Linguistik hat bislang wenig zur Unterscheidung von Menschen innerhalb des Wortschatzes und insbesondere der Grammatik geforscht – noch weniger zur Abgrenzung des Menschen vom Tier. Mit der heutigen Durchsuchbarkeit riesiger Textkorpora lassen sich neue Fragestellungen bearbeiten (s. Griebel 2020, Nübling 2022)
Studiert habe ich in Freiburg Romanistik (Spanisch, Französisch) und Germanistik, später habe ich in der Skandinavistik unterrichtet. Promoviert habe ich 1992 zur Grammatikalisierung (Entstehung von Flexion), habilitiert (1998) über die Irregularisierung von Verben in zehn germanischen Sprachen, also die Entstehung „morphologischer Unordnung“ und ihre Gründe. Seit 2000 unterrichte ich an der JGU Mainz Historische Sprachwissenschaft.
Foto: Stephanie Füssenich