Lena Späth M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Humangrenzen und Infrastrukturen

Ich forsche im Projekt zu Sprachstrukturen, die Menschen von anderen Tieren differenzieren. Am deutlichsten ist die Grenzziehung im Wortschatz zu erkennen, wo Wortpaare wie essen/fressen, stillen/säugen oder Frau/Weibchen Oppositionen bilden, die die Konzepte ‚Mensch‘ und ‚Tier‘ dort unterscheiden, wo das menschliche Tiersein eigentlich am deutlichsten ist: in unserem Dasein als biologische Lebewesen. Auch die Basisunterscheidung der Tierwelt in Mensch vs. Tier suggeriert einen kategoriellen Unterschied zwischen Menschen und allen anderen Tieren und wird im Projekt in ihrer Entstehung und Funktionalisierung erforscht.

Momentan beschäftige ich mich mit dem Geschlecht markierenden Movierungssuffixes -in (Ärzt-in), das nur menschennah konzeptualisierte Tiere zu sich nehmen (Hündin, Löwin, Wölfin), während Tiere, die wir als menschenunähnlich konstruieren, das nicht können (*Käferin, *Aalin, *Spechtin). Werden solche Tiere vermenschlicht, wird das Wortbildungsmittel aber manchmal verwendet (handtaschenschwingende Marienkäferin). Ich untersuche die konkreten Gebrauchskontexte solcher Movierungen und arbeite heraus, wie und warum wir Tiere humanisieren.

An der Forschungsfrage unseres Projekts interessiert mich vor allem das Zusammenspiel von Sprache und Weltwahrnehmung bzw. -konstruktion: Wie sehen wir uns selbst als ‚Mensch‘? Wie versprachlichen wir dieses Konzept durch Abgrenzung von anderen Konzepten? Inwiefern lassen sich linguistisch auch Veränderungen sozialer und kultureller Konzepte über die Zeit nachzeichnen?

Foto: Stephanie Füssenich