Hannah Link M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Humangrenzen und Infrastrukturen

Unter dem Vorzeichen des Posthumanismus wird gegenwärtig diskutiert, inwiefern Nicht-Menschen in soziologische Untersuchungen integriert werden können. Während die Gründermütter und -väter der Soziologie das menschliche Subjekt als Ausgangspunkt und Fokus ihrer Analyse verwendeten, geht es nun darum den soziologischen Blick zu adjustieren: Materie, Objekte, Tiere und ökologische Prozesse geraten ebenso in Verdacht, als Ausgangspunkt einer Handlung zu stehen, wie der Mensch. Menschen und Nicht-Menschen werden auf diese Weise symmetrisiert und in diesem Zuge entweder als miteinander vernetzt oder als sich gegenüberstehende Akteur*innen beschrieben. Informiert durch feministische Posthumanismen und Praxistheorien fragt mein Dissertationsprojekt, wie der ‚Mensch‘ als solcher konstituiert wird.

Am Fall der Robotik nehme ich eine soziologisch-ethnografische Analyse der Differenzierung zwischen Mensch und Nicht-Mensch vor. Die leitende Annahme ist, dass weder ‚der Mensch‘ noch der ‚Nicht-Mensch‘ natürlichen, unumgehbaren Tatsachen unterliegt, sondern als Produkt sozio-materieller Ordnungsleistungen zu verstehen ist. Im Zentrum meiner Arbeit stehen humantheoretische Annahmen über ‚den Menschen‘ und die informationelle und maschinelle Implementierung dieser Annahmen in die Gestalt von Robotern.

Die leitende Frage ist, wie genau die Unterscheidungen zwischen Menschen und Maschinen in der Konstruktion von Robotern vollzogen werden und in welcher Weise Roboter mit diesem Unterscheidungswissen induziert sind. Mein Dissertationsprojekt schließt an wissenssoziologische und posthumanistische Studien an und leistet einen Beitrag zu einer Theorie des Humanen.

Publikationen:

Herbert Kalthoff, Hannah Link (2021): Zukunftslaboratorien. Technisches Wissen und die Maschinenwesen der Robotik. In: Dilek Dizdar, Stefan Hirschauer, Johannes Paulmann, Gabriele Schabacher (Hg.): Humandifferenzierung. Disziplinäre Perspektiven und empirische Sondierungen. Weilerswist-Metternich: Velbrück Verlag: S. 314-341. 

Link, Hannah (2023): Robotermaterial und ‘Künstliche Intelligenz‘. Posthumanistische Potenziale der Robotik In: Richard Groß/ Rita Jordan (Hg.): KI-Realitäten. Modelle, Praktiken, Topologien maschinellen
Lernens.
Bielefeld: transcript. S. 143-167.

Link, Hannah/Kalthoff, Herbert (2023): Die Naturalisierung des Roboters. Zu einer Soziologie technischen Wissens. In: Torsten Cress/Oliwia Murawska /Annika Schlitte (Hg.): Posthuman? Neue Perspektiven auf Natur/Kultur. Paderborn: Fink/Brill, S. 261-280.

Vorträge 

Matter of Intelligence. The Technoscientific Production of Posthuman Sociality, University of Bologna and Italian Society of Science and Technology Studies, Bologna, 28.06.2023.

Testing as Relating. Getting a Sense of a Humanoid Robot, STS-Hub.de 2023 “Circulations”, Human Technology Center, Aachen, 17.03.2023 (mit Herbert Kalthoff).

Verschaltungsintensität. Von der Autarkie zur Relationalität von Intelligenz im Feld der Robotik. Interdisziplinäre Tagung des Schaufler Kolleg Dresden: Künstliche Intelligenz als geistes- & sozialwissenschaftlicher Begriff, TU Dresden, 1.12.2021.

Die Maschinenwesen der Robotik. Tagung des Forums Humandifferenzierung: Humandifferenzierung. Disziplinäre Perspektiven und empirische Sondierungen, JGU Mainz, 26.06.2020 (mit Herbert Kalthoff).

Humanoide Roboter. Zur Ambiguität von Maschinenwesen. 4. Mainzer Symposium der Sozial- und Kulturwissenschaften am Forschungsschwerpunkt SoCum: Jenseits des Menschen. Posthumane Perspektiven auf Natur/Kultur, JGU Mainz, 20.09.2019 (mit Herbert Kalthoff).

Foto: Stephanie Füssenich