Dr. Anja-Maria Bassimir

Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Mobilität und Ordnungsprozesse

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin und Postdoktorandin im Team von Professor Axel Schäfer am Obama Institute for Transnational American Studies.Meine Forschungsinteressen umfassen Religionsgeschichte und insbesondere Evangelikalismus, Zeitschriftenforschung, transnationale Amerikastudien, Sozialgeschichte, Ernährungspolitik sowie Migrations- und Sozialstaatsforschung, jeweils mit Schwerpunkt auf den USA.

Nach dem Studium der Geschichte und Religionswissenschaften am Hobart and William Smith Colleges in Geneva, NY, und an der Eberhard Karls Universität in Tübingen promovierte ich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seit 2013 arbeite ich an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, zunächst im Rahmen der DFG-Forschergruppe 1939 Un/Doing Differences an einem Projekt zur religiösen Zeitschriftenforschung und seit 2021 im Sonderforschungsbereich (SFB) 1482 Humandifferenzierung an einem Projekt zur US-amerikanischen Ernährungspolitik.

Meine aktuelle Forschung ist Teil des SFB-Projekts B06: Migration und Sozialstaat in den USA: Globale und nationale Dynamiken in der bürokratischen Humandifferenzierung, geleitet von Axel Schäfer. Mein Projekt konzentriert sich auf die Lebensmittelpolitik als einen Aspekt der Sozialpolitik und der Sozialstaatlichkeit im Kontext globaler und nationaler Dynamiken bürokratischer Humandifferenzierung. Es geht der Frage nach, welche Rolle die US-amerikanische Lebensmittelpolitik bei der Sortierung, Gruppierung und Unterscheidung von Menschen spielt.

Mein Buch Evangelical News: Politics, Gender, and Bioethics in Conservative Christian Magazines of the 1970s and 1980s wurde 2022 bei Alabama University Press veröffentlicht; zusammen mit Oliver Scheiding bin ich Mitherausgeberin von Religious Periodicals and Publishing in Transnational Contexts: The Press and the Pulpit. Cambridge Scholars Publishing, 2017; und mit Stefan Gelfgren bin ich Mitherausgeberin des in Kürze erscheinenden Buches Protestant Periodicals in Transition: From the Twentieth Century to the Digital Age. Brill, 2023.

Teilprojekt: U.S.-amerikanische Lebensmittelpolitik, 1890er bis 1970er (Arbeitstitel)

Mein Projekt konzentriert sich auf die Ernährungspolitik als einen Aspekt der Sozialpolitik und der Sozialstaatlichkeit im Kontext der globalen und nationalen Dynamik bürokratischer menschlicher Differenzierung. Die Ernährungswissenschaft fand zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts eine institutionelle Heimat im US-Landwirtschaftsministerium (USDA). Während die Ernährungswissenschaft ständig neue Erkenntnisse und Techniken und damit neue Mittel zur Differenzierung von Menschen hervorbrachte, wurde der „Durchschnittsamerikaner“ durch Expertenkultur und -wissen zu einem defizitären, beratungsbedürftigen Subjekt. Der wirtschaftliche Übergang zur Konsumkultur hat zudem das Ideal des proprietären Individualismus in der Figur des Konsumbürgers neu konfiguriert. Indem ich offizielle Ernährungsberatung, -programme und -politik untersuche, versuche ich zu zeigen, wie Menschen im Staatsdienst andere differenzierten. Ich zeichne nach, wie sie entschieden, welche Menschen, wann, nach welchen Parametern angesprochen wurden, wie Unterschiede in bürokratische Prozesse eingeschrieben wurden und wie neues Wissen neue menschliche Ideale hervorbrachte, die wiederum in die Politik einflossen, um die Vereinigten Staaten in den Worten von Aristide Zolberg zu einer „Nation by Design“ zu machen.

Foto: Stephanie Füssenich