Doing Differences

25. Januar 2025
Prof. Dr. Stefan Hirschauer

Der praktische Vollzug von Humandifferenzierungen hat es stets mit Mehrfachzugehörigkeiten von Menschen zu tun. Er besteht daher aus einer sinnhaften Selektion aus konkurrierenden Unterscheidungen, die erst einen Unterschied schafft, der einen Unterschied macht. Dabei kann es einerseits um eine ‚mehrstimmige‘ Praxis gehen, die gleichzeitig mehrere Unterscheidungen verknüpft – ein Doing X while Doing Y – von denen einige fokussiert und hochgespielt, andere nur mitlaufend angespielt, und wieder andere heruntergespielt und latent gehalten werden. Unterscheidungen werden also auf unterschiedlichen Relevanz- und Aktivitätsniveaus prozessiert. Andererseits kann es um eine Praxis gehen, die die Gleichzeitigkeit von Unterscheidungen stärker reduziert und fallweise bestimmt, ob es hier und jetzt um X oder Y geht und dabei Z vollständig übergeht (not doing Z at all). Auf der einen Seite vollzieht die soziale Praxis also zugleich eine Reihe verschiedener Humandifferenzierungen, auf der anderen Seite ignoriert und inhibiert sie viele (s. Undoing), um spezifische fokussieren zu können. Die multiplen Zugehörigkeiten von Menschen verlangen sowohl nach gleichzeitigem Vollzug als auch nach dem Wechsel zwischen konkurrierenden Unterscheidungen.