Vortrag

Soma-Design und 3D-gedruckte Prothesen

für unterschiedlich befähigte Körper

24. Juni 2024
18:15 Uhr
Georg-Forster-Gebäude 01-511 Gutenberg-Campus Mainz

Vortrag von Melike Şahinol

Der Vortrag untersucht die sozio-technischen Implikationen und Möglichkeiten, die sich aus der Verwendung von 3D-gedruckten Prothesen für Kinder mit Körperunterschieden ergeben. Im Fokus steht die Frage, wie diese Technologien die soziale Inklusion und die Selbstwahrnehmung der Kinder beeinflussen und welche Rolle der Soma-Design-Ansatz dabei spielt. Ausgehend von einer mehrjährigen Feldforschung und unter Anwendung der Grounded Theory zeigt der Vortrag auf, wie 3D-gedruckte Prothesen auch in die Konstruktion von Körperlichkeit und Identität eingreifen. Dies geschieht vor dem Hintergrund posthumaner Cyborg-Theorien und der Diskussion um "Crip Technoscience", die Technologienutzer*innen mit Behinderungen als wesentliche Akteure im Designprozess positioniert.

Die Analyse legt dar, wie der Soma-Design-Ansatz hilft, die phänomenologischen Erfahrungen der Kinder mit ihren Prothesen zu erfassen und zu verstehen. Dabei wird deutlich, dass die ästhetische und funktionale Gestaltung der Prothesen das Selbstbewusstsein der Kinder stärkt und ihre soziale Teilhabe fördert. Gleichzeitig werden Herausforderungen und Grenzen der Technologie aufgezeigt, insbesondere in Bezug auf Materialität, Anpassungsfähigkeit und die Reflexion sozialer Normen.

Der Vortrag argumentiert, dass ein tiefgreifendes Verständnis der somatischen Erfahrungen der Kinder essenziell ist, um Prothesen zu entwickeln, die nicht nur als Hilfsmittel, sondern als integraler Bestandteil ihres Selbst verstanden werden. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes, der soziologische Erkenntnisse mit Designpraktiken verbindet, um Technologien zu schaffen, die die Vielfalt menschlicher Körperlichkeit würdigen und fördern.