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Collectivities in translation (studies): Towards a conceptual framework

Since the cultural and social turn, translation studies has been interested in the role translation practices play in the construction of the socio-cultural world. In particular, it has been concerned with the effects translation practices have on the formation of all kinds of groups, communities or identities: national cultures, genders, social/political movements, and linguistic minorities, for example, have been examined in different ways as to their translational constructedness. In this introductory article, the authors propose to bring these various research endeavours together under one conceptual umbrella by adopting the notion of ‘collectivities.’ The notion serves as a cover term encompassing different shapes, durations, and sizes of collectivities and as a heuristic device within a coherent framework. The analytical value of such a framework, it is argued, consists in integrating existing and future research by relating individual approaches to each other and comparing them.

Dizdar, Dilek und Tomasz Rozmysłowicz 2023: Collectivities in translation (studies): Towards a conceptual framework. Translation in Society 2:1,  John Benjamins.

Der Text ist hier zu finden.

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Von „Weltlingen“ und „Ruhrpolen“. Kategorisierung, Zugehörigkeiten und der Wandel von Gastfreundschaft

Der Beitrag folgt dem Ringen um Kategorien zur Bezeichnung von Schutzsuchenden, die sich außerhalb der nationalstaatlichen Ordnung bewegten. Das damit sichtbar werdende Zusammenspiel von Fremd- und Selbstzuordnungen – so lautet die Leitthese – brachte neben vielschichtigen Rechts- und Verwaltungskategorien ebenfalls Selbstentwürfe hervor, für die räumliche Mehrfachzugehörigkeiten von erheblicher Bedeutung waren. Der Artikel behandelt zunächst die rechtlich-bürokratischen Unterscheidungs- und Kategorisierungspraktiken im Gefolge der atlantischen Revolutionen und Fluchtbewegungen in der ersten Hälfte des „langen“ 19. Jahrhunderts sowie die Selbstvermarktungen von adeligen und bürgerlichen Geflohenen unter den jeweiligen Bedingungen des Exils. Der daran anschließende Teil widmet sich der Zeit von 1944 bis 1951, als die historische Kategorie „Displaced Persons“ Modell für die Herausbildung unseres heutigen internationalen Flüchtlingsbegriffs stand. Auch hier werden die – nunmehr international überformten – Kategorisierungsvorgänge und deren Folgen für die Handlungsmöglichkeiten und Selbstbilder am Beispiel von Schutzsuchenden vor allem aus Mitteleuropa herausgearbeitet.

Friedrichs, Anne 2022: Von „Weltlingen“ und „Ruhrpolen“. Kategorisierung, Zugehörigkeiten und der Wandel von Gastfreundschaft, in: Thomas Faist u.a. (Hg.), Gesellschaft mit Migrationshintergrund, Düsseldorf , S. 138–159.

Verfügbar als Print und Open Access

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Soli­da­ri­tät

Der Begriff Solidarität wird im Alltag gerne bedenkenlos mit Migration und Flucht in Verbindung gebracht. Welche konkreten Beziehungen und Handlungsinhalte jedoch mit dem Begriff bezeichnet werden, ist nur schwach bestimmt. Der Beitrag von Heike Drotbohm zeichnet daher zunächst die Begriffshistorie und daraus hervorgegange widersprüchliche Bedeutungsdimensionen nach. Anschließend werden anhand von Beispielen des pro-migrantischen Aktivismus in Europa die Herausforderungen von Solidaritätsvarianten beleuchtet, die aus dem Impuls des Mitgefühls entstehen (‚Mitgefühlsolidarität‘).

Obwohl eigentlich inkludierend gedacht, kann diese pro-migrantische Solidarität daher paternalistische und viktimisierende Dimensionen vor allem dann entfalten, wenn die soziale Distanz aufrechterhalten wird. In diesen Konstellationen nützt der Solidaritätsbegriff letzten Endes der Aufrechterhaltung bestehender symbolischer Grenzen.

Drotbohm, Heike 2022: „Solidarität“ in: Inken Bartels, Isabella Löhr, Christiane Reinecke, Philipp Schäfer, Laura Stielike (Hg.), Inventar der Migrationsbegriffe, 07.10.2022.

Der Text ist hier abrufbar.

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Care beyond Repair

Sich zu kümmern, Sorge zu tragen – für andere Menschen, Kollektive, Pflanzen, Tiere oder das Klima - ist ein alltäglicher und allgegenwärtiger Akt. Irgendwann im Leben ist fast jeder Mensch auf Sorge angewiesen, wird versorgt oder kümmert sich um Andere. In der Ethnologie bietet der Begriff der (Für-)Sorge ein analytisches Werkzeug, um die Eventualitäten des Lebens zu betrachten und zu verstehen, wie Menschen verschiedenen Arten von Handlungen, Einstellungen und Werten Bedeutung zuschreiben. Dieses Kapitel argumentiert, dass die normative Dimension des Sorge-Konzepts Teil eines kulturellen Binarismus ist, der die Welt nach unterschiedlichen Daseinsbereichen hierarchisiert. Es konzentriert sich auf diese begriffsimmanente Normativität und unterscheidet drei komplementäre empirische Felder: Sorge als (globalisierte) soziale Reproduktion, Sorge als institutionalisierte Asymmetrie und Sorge jenseits des menschlichen Exzeptionalismus. Um über unser eigenes (möglicherweise oder zwangsläufig) akademisches, eurozentrisches oder anthropozentrisches Verständnis des Konzepts hinauszugehen, schlägt dieser Beitrag vor, Sorge unabhängig von diesen Normativitäten („beyond repair“) zu betrachten, indem zum einen auch der Beitrag der Forschung zu diesen differenzierenden Ethiken einbezogen wird, und indem sich zum anderen auch mit jenen Perspektiven und Positionen befasst wird, die auf den ersten Blick wenig sedimentiert oder artikuliert erscheinen.

Drotbohm, Heike 2022: Care beyond Repair. Oxford Research Encyclopedia of Anthropology. New York: Oxford University Press.

Der Text ist auf Englisch und in der Zeitschrift Mana in portugiesischer Übersetzung erschienen.

 

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End of Hell? Brazil’s Election and a Community Kitchen of the MTST

Elena Maria Reichl beschreibt in dem Focaalblog nach dem Sieg Luiz Inácio Lula da Silvas in der brasilianischen Präsidentschaftswahl 2022 die Perspektiven freiwilliger Köchinnen in solidarischen Gemeinschaftsküchen der Obdachlosenbewegung. Diese engagieren sich gegen den während der Präsidentschaft Bolsonaros wieder erstarkten Hunger in Brasilien.

Den Blogeintrag (auf Englisch) finden Sie hier:

Reichl, Elena Maria 2022: "End of Hell? Brazil´s Election and a Community Kitchen of the MTST" In: Focaalblog, 07.11.2022.

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Machtspiele im Theater: Rassismus als Belief System

Die Autorin beschreibt ausgehend von ihren Seherfahrungen im Theater (Mittelreich, 2017 und Die Kränkungen der Menschheit, 2019) sowie einem Gespräch mit der Regisseurin Anta Helena Recke, wie Rassismus als Machtsystem funktioniert. Das besondere Potenzial der Aufführungen sieht sie in der potenziellen Umkehr der von Zuschauer:Innen internalisierten rassistischen Denkmuster. Koutouan verfolgt einen kritisch-phänomenologischen Ansatz und verbindet Aufführungsanalyse, Interview und deutsche Kolonialgeschichte mit ihrer eigenen Biografie. Die Autorin macht ihre Positionierung als Schwarze cis-Frau transparent und reflektiert ihre persönlichen Rassismuserfahrungen im Hinblick auf ihr wissenschaftliches Schreiben als einen methodischen Zugang.

Cover: Machtspiele im Theater. Rassismus als Belief System

Sie können den Band Hier finden.

Koutouan, Yaël 2022: Machtspiele im Theater: Rassismus als Belief System. Kleine Mainzer Schriften zur Theaterwissenschaft 32. Baden-Baden: Tectum Verlag.

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„Veranderungen“ von Körpern mit Behinderungen in sexualitätsbezogenen Diskursen

Der Beitrag untersucht die Sexualität von Menschen mit Behinderungen als Produkt von Diskursen, in denen behinderte Menschen als ‚andere Körper‘ konstruiert werden. Es wird gezeigt, wie sie über ihr vermeintliches körperliches Anderssein aus dem Sexuellen hinausdefiniert werden, wie es aber zugleich Grundlage ihrer sexuellen Inklusion wird. Diese De- und Re-Sexualisierungen werden beispielhaft an medizinischen, pädagogischen, rechtlichen und aktivistischen Diskursen aufgezeigt. Deutlich wird, dass diskursive Konstruktionen von Sexualität und Behinderung mit Körperwissen eng verflochten sind.

Buchcover: Die Körper der Anderen

Boll, Tobias und Miriam Brunnengräber 2022: „Veranderungen“ von Körpern mit Behinderungen in sexualitätsbezogenen Diskursen. In: Keller, Reiner/Meuser, Michael (Hg.): Die Körper der Anderen. Wiesbaden: Springer VS, S. 139-160.

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Becoming ‘(Ab-)Normal’: Normality, Deviance, and Doing Life Course Transitions.

This chapter examines how a particular kind of life course transitions, those between affiliations to categories of “human distinctions” like gender, ethnicity, or age, are culturally observed in terms of their normality or deviance. It asks how framings and doings of such transitions as (not) ‘normal’ are related to those of individuals in transition. To this end, it introduces the analytical framework of “un/doing differences” as a way of understanding categorizations of humans as the product of drawing distinctions and connects it to the concept of “doing transitions”. It argues that doing transitions can be understood as one mode of un/doing differences. To illustrate this point, the chapter presents reflections on how affiliations to human categories, combinations of affiliations, and of doing transitions between them are linked to cultural definitions of normality and deviance.

Buchcover: Doing Transitions in the Life Course

Boll, Tobias 2022: Becoming ‘(Ab-)Normal’: Normality, Deviance, and Doing Life Course Transitions. In: Walther, Andreas/Stauber, Barbara/Settersten, Rick (Hg.): Doing Transitions in the Life Course – Processes and Practices. Springer, S. 169-183.

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Freiheit von oder Freiheit zur Sexualität? Verhandlungen von Autonomie und Sexualität in Debatten der Sexualpädagogik des 20. Jahrhunderts

„Aufgabe von Sexualpädagogik und sexueller Bildung ist es, Menschen auf ihrem Weg zu sexueller Selbstbestimmung und Verantwortlichkeit zu begleiten und zu unterstützen“ (isp 2022). So beschreibt das Institut für Sexualpädagogik, eine der zentralen Institutionen der Sexualpädagogik in Deutschland, heute das Kernanliegen sexualpädagogischen Arbeitens. Mit der Orientierung an sexueller Selbstbestimmung macht sich die Sexualpädagogik die Befähigung zu einem selbstverantwortlichen Umgang mit der eigenen Sexualität unter Wahrung der Grenzen anderer zur Aufgabe. Als wichtige Legitimationsfigur dienen internationale wie nationale Dokumente der Debatte um sexuelle (Menschen-)Rechte, etwa die Yogyakarta-Prinzipien oder die IPPF-Charta der sexuellen und reproduktiven Rechte. Gemeinsamer Bezugsrahmen ist das individuelle Recht, frei über den eigenen Körper verfügen sowie die eigene sexuelle Identität frei ausdrücken zu können.

Ein solches Verständnis von selbstbestimmter Sexualität ist nicht notwendig gegeben, sondern Ergebnis und Gegenstand konflikthafter diskursiver Aushandlungen, die auch innerhalb des sexualpädagogischen Fachdiskurses ausgetragen wurden. Wie das Verhältnis von Sexualität und Selbstbestimmung bzw. Autonomie disziplingeschichtlich unterschiedlich verhandelt und welche ‚Sexualität‘ dabei jeweils mitkonstruiert wurde, lässt sich beispielhaft anhand der Gegenüberstellung zweier sexualpädagogischer Programme rekonstruieren, deren zentrale Texte im Folgenden knapp beleuchtet werden.“

Brunnengräber, Miriam 2022: Freiheit von oder Freiheit zur Sexualität? Verhandlungen von Autonomie und Sexualität in Debatten der Sexualpädagogik des 20. Jahrhunderts, in: History | Sexuality | Law, Blog des DFG-Projekts „Menschenrechte, queere Geschlechter und Sexualitäten seit den 1970er Jahren“, 06.07.2022: https://hsl.hypotheses.org/1999

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Zwischen Selbst-Beherrschung und Selbst-Befreiung. Konstruktionen von „sexueller Selbstbestimmung“ im sexualpädagogischen Diskurs des 20. Jahrhunderts

Der Beitrag untersucht die Konstruktionen von „sexueller Selbstbestimmung" im Fachdiskurs der Sexualpädagogik aus einer diskurs- und subjektivierungstheoretischen Perspektive. Anhand fachwissenschaftlicher Texte der Sexualpädagogik wird nachgezeichnet, wie sich die Vorstellungen von Sexualität und einem selbstbestimmten Umgang mit dieser in der Disziplingeschichte des 20. Jahrhunderts gewandelt haben. Es wird herausgearbeitet, inwiefern die als „repressiv" und „emanzipatorisch" markierten Strömungen 1.) auf differenten anthropologischen Grundannahmen aufbauen und 2.) Subjektivität, Sexualität und Gesellschaft auf je unterschiedliche Weise zueinander in Beziehung setzen. Der Beitrag leistet damit eine empirisch gehaltvolle Rekonstruktion der Beteiligung des sexualpädagogischen Diskurses an der Genese des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung. Darüber hinaus liefert er eine theoretisch-konzeptuelle Auseinandersetzung mit dem „sexuell selbstbestimmten Subjekt" als diskursiver Subjektform.

Brunnengräber, Miriam 2022: Zwischen Selbst-Beherrschung und Selbst-Befreiung. Konstruktionen von „sexueller Selbstbestimmung“ im sexualpädagogischen Diskurs des 20. Jahrhunderts, Konferenzpapier zur Tagung „Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung", ausgerichtet vom DFG-Forschungsprojekt „Menschenrechte, queere Geschlechter und Sexualitäten seit den 1970er Jahren“ der DFG-FOR 2265 „Recht – Geschlecht – Kollektivität“, FU Berlin, 24. – 25. Februar 2022.

 

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